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Die soziale Wirkung eines Projekts zu ermitteln, muss keineswegs kompliziert sein. Wer gezielt plant und vorher (!) überlegt, was er eigentlich wissen will, schmälert die Aufwände deutlich – und gelangt schneller zum Ziel.

Das Gesamtbild, wie wirksam das Projekt arbeitet, ergibt sich aus 4 Aspekten:

1. Du kennst den Bedarf und die Zielgruppen.

Ob und wie gut du die Zielgruppen und deren Wünsche kennst, wird deutlich, wenn du die folgenden  Fragen problemlos beantworten kannst:

  • Welches konkrete gesellschaftliche Problem möchtest du lösen? Warum ist das überhaupt ein Problem (und ist es wirklich von Relevanz)? Wer behauptet das? Gibt es belastbare Informationen, die die Problemthese stützen? 
  • Warum ist es wichtig, sich diesem Problem zu widmen? 
  • Gibt es Angebote, Maßnahmen oder Akteur*innen, die sich bereits mit dem Problem beschäftigen? Wer, wodurch, wie viele?  
  • An welche Zielgruppen richtet sich dein Projekt konkret? Kannst du die Zielgruppen geographisch, demografisch oder mit ähnlichen Parametern eingrenzen? Verfügen die Zielgruppen über besondere Merkmale? Gibt es Teil- oder Sub-Zielgruppen? 
  • Was möchtest du (mit dem Projekt, dem Angebot, der Maßnahme) bei den einzelnen Zielgruppen ganz konkret bewirken oder verändern? Welchen Mehrwert wird deine Arbeit für die Gesellschaft bringen, jetzt und in 3, 5, 10 Jahren? Was genau soll hinterher anders sein als vorher

Wirkungsorientiertes Arbeiten ist der Versuch, soziale Aktivitäten rational zu betrachten (und nicht nur mit dem Herzen).

2. Du kennst dein eigenes Leistungsspektrum.

Du kannst quantitative wie qualitative Aussagen zu deinen Leistungen, Maßnahmen und zum Stand der Projektumsetzung treffen.

  • Wie viele Ressourcen fließen in das Projekt (die Maßnahme, das Angebot etc.)? 
  • Reichen diese Ressourcen wirklich aus, um das Projekt erfolgreich durchzuführen? Reichen sie für die avisierten Ziele aus?
  • Wie passen die einzelnen Bausteine, Angebote, Maßnahmenpakete zusammen? Inwiefern erreichen diese die Zielgruppen und sorgen für eine durchgehende Begleitung? Gibt es Lücken? Anschlussangebote Dritter? 
  • Wurden die Leistungen in der geplanten Qualität erbracht? Was sagen Projektbeteiligte, was sagt die Zielgruppe? Sind die Teilnehmenden mit dem Projekt, der Maßnahme oder Ähnlichem zufrieden? Wodurch zeigt sich das? (Hier stellen wir 5 unaufwändige Methoden vor, mit denen sich im hektischen Projektalltag Wirkung ermitteln lässt.)
  • Wie effizient setzt du die Mittel ein? In welchem Verhältnis stehen Inputs (Ressourcen) und Outputs (Leistungen)? Haben die Dinge so viel gekostet wie geplant? Gibt es einen Puffer für Unvorhergesehenes?

3. Du weißt, wann Wirkungen eintreten.

Du kannst Auskunft darüber geben, ob und in welchem Maß das Projekt, die Maßnahme etc. auf die avisierten Wirkungsziele hinsteuert. Außerdem weißt du, auf welcher Stufe sich bereits Wirkungen zeigen (siehe Abb. Wirkungstreppe, insbesondere die Stufen 4-6).

Hier nochmal die Wirkungstreppe: Von einer “echten” Wirkung lässt sich erst ab Stufe 4 reden
  • Was bewirkt das Projekt bei der Zielgruppe und in welchem Ausmaß, Umfang etc. wirkt es? An welchen Parametern erkennst du, dass die Zielgruppe neues Wissen erlangt hat, ihr Handeln verändert bzw. dass sich ihre Lebensumstände verbessern?
  • Wirkungsstufe 4, Zielgruppe lernt hinzu: Hat die Zielgruppe neues Wissen erworben oder neue Fähigkeiten erlangt? Wenn ja, welche und inwiefern bzw. in welcher Ausprägung? Hat die Zielgruppe ihre Meinung, ​Einstellung oder Haltung gegenüber bestimmten Ansichten geändert?
  • Wirkungsstufe 5, Zielgruppe ändert ihr Verhalten: Zeigt die Zielgruppe ein anderes, neues, im Sinne der Wirkungsziele verändertes Bewusstsein? Wenn ja, wie zeigt sich das? Hat die Zielgruppe ihr Verhalten verändert? An welchen Indikatoren machst du das fest? 
  • Wirkungsstufe 6, Zielgruppe steigt sozial auf: Hat sich die Lebenssituation der Zielgruppe positiv entwickelt, insgesamt bzw. auf individueller Ebene? Hat ihr „Wohlstand” zugenommen (ist sie gesünder, lebt sie besser, verfügt sie über ein höheres Einkommen, ist sie sozial integrierter in die Gesellschaft etc.)?
  • Gibt es infolge des Projekts, des Angebots oder der Maßnahme eine feststellbare Wirkung auf lokaler und/oder ​regionaler Ebene, z.B. einen Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit im Stadtteil?

4. Du weißt, ob und wie die Wirkungslogik funktioniert.

Du weißt genau, ob die Wirkungslogik deines Projekts funktioniert – und inwiefern sich Planung, Projektalltag und Resultate tatsächlich decken.

  • Ergeben sich aus den eingesetzten Ressourcen und angebotenen Leistungen (Maßnahmen etc.) die gewünschten Wirkungen?
  • Welche Teile des Projekts erweisen sich als besonders oder auch weniger nützlich, um die Bedarfe der Zielgruppe zu unterstützen, z.B. besonders qualifiziertes Personal, bestimmte Räumlichkeiten, Öffnungszeiten etc.?
  • Was funktioniert sehr gut, was hat Potenzial, was funktioniert nicht, und warum? Welche Schlüsse ziehst du daraus? Wie lernst du bzw. wie lernt ihr im Team?
  • Wie und welche Daten ziehst du heran, um das Projekt zu steuern und anzupassen?
  • Wie erhebst du die Daten? Welche Monitoring- und Evaluationsmaßnahmen setzt du ein? Erhebst du auch schwer zu messende Wirkungen?

Plus: Du berücksichtigst auch unerwünschte Wirkungen.

Bei einem Projekt treten häufig auch unerwünschte Effekte auf, positive wie negative. Frage dich daher auch:

  • Wer profitiert noch von unserem Projekt? 
  • Wer sollte profitieren, wird aber nicht erreicht? 
  • Welche Ziele wurden nicht erreicht, und in welchem Ausmaß?
  • Welche positiven und negativen Wirkungen traten auf?

Fazit

Abhängig vom jeweiligen Erkenntnisinteresse kannst und solltest du einzelne Aspekte stärker gewichten. Wichtig ist nur, dass du stets die ersten vier Ebenen im Blick behältst (1.-4. hier im Text) und die Fragen an deinen Projektalltag anpasst. 

Wie so ein ​”Wirksamkeitsfragen-Katalog” in der Praxis aussehen kann, zeigt das Beispiel eines Projekts, das ausbildungsschwachen Jugendlichen hilft.